Virtueller Forrest-Gump-Lauf

30.01.2021

Gestern habe ich an meinem ersten virtuellen Rennen teilgenommen. Der "Run-Forrest-Run" Lauf wurde von lauf-weiter.de  bestens organisiert. Die Teilnehmer konnten sich im Vorfeld eine Lauf-Distanz aussuchen - 5 km, 7,5 km, 10 km oder die "Forrest-Distanz". Hier konnte man seine Distanz selbst wählen, jedoch mussten es mindestens 11 km sein.


Mir war bei der Anmeldung klar, in welche Richtung meine Distanz in etwa gehen sollte - deshalb habe ich mich auf jeden Fall für die Forrest-Distanz angemeldet.


Dabei habe ich mich erst relativ kurzfristig entschlossen für diesen Lauf anzumelden. Noch am Dienstag hatte ich zum ersten Mal Sprints in mein Intervall-Training eingebaut. Hätte ich da schon von meiner Teilnahme an meinem Lauf gestern gewusst, hätte ich mich für ein anderes Training entscheiden. Denn die Oberschenkel spürte ich auch noch bei meinem Lauf selbst.


Nach meiner Anmeldung am Mittwoch hatte ich dann am Donnerstag nur noch einen kurzen 10er in einer 5:15 Pace gelaufen, um Kraft für meinen Longrun am Samstag zu sparen.

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Ich hatte mir für den Lauf einiges vorgenommen. Mindestens 61 km wollte ich laufen, eher aber 65 oder weiter. Warum 61? Meine weiteste Distanz war bis dato 60 km und die wollte ich als Forrest Gump dann noch toppen.


Allerdings hatte ich ein Problem: Mein Frau musste arbeiten und der Babysitter (Oma) konnte nur bis halb 11 auf die Kids aufpassen. Das bedeutete, egal wie weit ich laufe, ich musste um kurz vor 11 zu hause sein. Mir ist wichtig die Läufe an die Gegebenheiten anzupassen und nicht andersherum!

Somit war klar, dass ich sehr früh mit dem Lauf beginnen muss, um eine weite Distanz laufen zu können und rechtzeitig zu Hause zu sein.
Nächstes Problem: Ausgangssperre bis 5 Uhr morgens.

Somit hatte ich nur die Möglichkeit einen Teil des Laufs auf dem Laufband zu absolvieren und den Rest dann draußen.


Am Vorabend habe ich es dann immerhin geschafft um 22.40 Uhr ins Bett zu gehen, was bedeutete, dass ich auf 4:45 Stunden Schlaf komme, da mein Wecker um 3.25 Uhr losging.

Das Aufstehen war überhaupt kein Problem, die Nacht war zwar kurz, aber immerhin konnte ich durchschlafen.


Um 3.25 Uhr hieß es dann aufwachen, Banane essen, Wasser trinken und los auf`s Laufband, um 3.44 Uhr.

Da ich das Laufband-Laufen nicht gewöhnt bin, ist es für mich um einiges anstrengender als das Laufen im Freien. Deshalb habe ich mir eine Pace von 5:40 eingestellt, um am Ende meines gesamten Laufs auf eine Pace von ca. 5:30 zu kommen. Die "fehlenden Sekunden" wollte ich draußen wieder aufholen.

Ich kam relativ gut durch, wenngleich ich die Sprints vom Dienstag noch gespürt habe und der Lauf hinten heraus recht anstrengend für mich wurde.


Gegen 4.40 Uhr war ich dann mit meinen 10km auf dem Band fertig und hatte nun 20 min Zeit auszuschwitzen, zu trinken, noch ne Banane zu essen und mich für den Lauf draußen anzukleiden.


Dass ich erst um 5.06 Uhr draußen starten konnte war dem geschuldet, dass ich zum "ausschwitzen" länger gebraucht hatte als erwartet.


Dann ging es draußen los. Mit einer 5:20 Pace fühlte ich mich gleich wieder gewöhnten angenehmen Lauftempo. Dann kam der erste Schock: Der Fahrradweg von Stühlingen bis Eberfingen war komplett mit Schnee, Schneematsch und Eis überzogen. Ich konnte die Pace zwar einigermaßen halten, jedoch nur unter riesengroßer Anstrengung. Ab Eberfingen ging es dann wieder.


Der zweite Schock dann in Eggingen: Wegen Überflutungsgefahr war der Fahrradweg bis Degernau gesperrt. Was soll`s - ich bin durch. Mit der Stirnlampe immer die wilde Wutach im Blick, der noch ca. 10 cm gefehlt hatten, um den Weg komplett zu überfluten. Ich muss zugeben, dass ich gerne Risiken eingehe - aber da ist auch mir ein bisschen anders geworden. Glücklich habe ich diese 2 km hinter mich gebracht und es ging normal weiter und weiter... durch Degernau, Wutöschingen, vorbei an Horheim, durch Ober- und Unterlauchringen bis hinter Stadtmitte Tiengen, ehe ich wieder den Heimweg anbrach.

Wieder oben in Lauchringen angekommen, machte ich einen kurzen Stop. Trinkflaschen umfüllen, Banane essen, Stirnlampe aus- und Bart und Perücke angezogen. Kurz eine Sprachnachricht an Yvonne Würth von der Presse, dass der geplante Treffpunkt eingehalten werden kann und die Bitte, dass sie mich bis Eggingen fährt, da ich nicht schon wieder durch den gesperrten Teil laufen wollte.


Nach dieser 7-minütigen Pause ging es dann in kompletter Forrest-Gump-Montur weiter. Die Menschen unterwegs hatten sichtlich Freude daran, Forrest Gump live beim Laufen zu sehen und winkten mir zu.


Wie geplant traf ich mich dann um 9.05 Uhr mit Yvonne in Horheim - da standen 51 km auf meiner Uhr. Netterweise fuhr sie mich, wie erhofft, bis zum Fahrradweg nach Eggingen, wo wir unsere kleine Foto-Session gemacht haben.
Dann ging es wieder weiter für mich. Bis nach Stühlingen sind es noch ca. 8 km zu laufen. Der Akku meiner Köpfhörer gab den Geist auf und ich musste den Rest des Weges ohne Musik auskommen.

Um nicht wieder auf dem Schneematsch auf dem Fahrradweg Eberfingen/Stühlingen laufen zu müssen, wählte ich den etwas längeren Weg entlang der Bundesstrasse - der war geringfügig besser zu laufen.


Meine Kräfte schwanden merklich. Bei km 55 musste ich eine kurze 2minütige Gehpause einstreuen, bevor es wieder in normaler Pace 3 km weiter ging. Ab km 59 war Stühlingen schon in Sicht - ich war fast am Industriegebiet angekommen.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch 2 km laufen konnte, aber nicht weiter - die Zeit war zu knapp. Somit drosselte ich das Tempo wieder ein wenig, um den Lauf zum Schluss noch mehr genießen zu können.


60 km waren dann bei der Stadthalle erreicht und von da an überwog nur noch die Freude, es fast geschafft zu haben. 60,5 km dann an der Kirche - ehe ich dann bei 61 km am Stadtgarten erreichte.


Super! Herrlich! Geil! Habe fertig! Fertig! Fertig mit Laufen! ... für heute.


Ein Blick auf die Uhr - 61 km in 5:41:41 - was eine Pcae von 5:36 bedeutet, Puls war mir 138 bpm ein wenig höher als im Vorfeld geplant, aber niedriger, als er sich angefühlt hatte.


Mein Fazit:


Trotz aller Widrigkeiten habe ich den Lauf durchgezogen. Die mentale Stärke passt. Mindestens 3 x wollte ich abbrechen (1. Schneematsch, 2. gesperrte Wege, 3. schwindende Kraft).


Ich hatte Mitte des letzten Jahres schon einen 60er gelaufen. Der war gefühlt um Längen einfacher zu laufen, die Vorraussetzungen waren dort besser. Deshalb war dieser Lauf gestern für mich ein Lauf "Geist über Körper" und für mich höher zu bewerten, als mein letztjähriger 60er.


Ein weiteres Fazit: Ich habe mehr Kondition als meine Kopfhörer. Was bedeutet, dass ich entweder Kondition abbauen muss oder mir für die längeren Läufe Kopfhörer mit längerer Akkulaufzeit zulegen muss. Vermutlich werde ich die Option mit den neuen Kopfhörern wählen.

Denn eines scheint für mich sicher - das soll nicht mein letzter ü60er Ultramarathon gewesen sein.


Als Verpflegung hatte ich für den Lauf um die 3 Liter Wasser benötigt, dazu noch 3 Bananen und 2 Kohlenhydrate-Gels.


Jetzt, Sonntag Abend 23 Uhr, habe ich logischwerweise noch schwere Beine. Die kommende Woche wird eine Regenarationswoche werden. 40 -70 km sollten es werden, aber keine schnelleren Läufe und erst recht keine Intervall-Einheiten.


RUN ON, euer Andy